Morgen.
Als erstes mal, Software ist wie alles im Leben Geschmackssache und darueber laesst sich bekanntlich herrlich streiten, auch wenn man im Ernstfall wohl kaum eine Einigung erzielen wird, denn Geschmack bleibt Geschmack. Wer sich mit Betriebssystemablaeufen nicht beschaeftigen will greift zu Windows, allerdings hat man dort dann das Problem, wenn man mal wirklich ein Problem hat kann man sicheigentlich nur auf die Reparaturroutinen verlassen, die nciht immer wirklich zuverlaessig laufen. Wer sich ein wenig mit dem Grundgeruest beschaeftigt und auch Dinge wie Laufzeiten, Schlankheitsgrade und Prozessverwaltung im Auge hat wird eher zu Linux greifen.
Zu dem Thema Linux sei nicht benutzerunfreundlich kann ich auch nur wie soviele andere hier sagen, ich hab 1997 mit einer der ersten Slackware Distris meine ersten Schritte gemacht, damals war ich neu auf dem PC-Sektor und es war uebel. X11-Server gabs nicht, die eintsprechende Einrichtung ueber Sax oder Konsolenroutinen waren ohne exakte Hardwarekenntnisse beinahe unmoeglich. Und wenn mans geschafft hatte, kam man in nen x-Manager, der etwa auf Stufe Windows 3.11 stand.
Heute sieht das anders aus. Meine Erfahrungen belaufen sich auf diverse Suse Versionen (immerhin laeuft unser Homeserver seit bald 10 Jahren auf dieser Distribution) ueber Debian/Ubuntu bis hin zu rudimentaeren Gentoo-Kenntnissen etc. Nur der RedHat-Aufbau ist mir eigentlich ganz unbekannt.
Kurzer Ausflug zu Windows. Ich betreibe jetzt seit 8 Monaten ein Vista Businesssystem, gestellt als Campuslizenz meiner FH. Haette es diese Moeglichkeit nicht gegeben waere ich nicht mit Vista vertraut, ich wuerde mir Windows nicht kaufen, nicht fuer 2xx Euro ... Und meine Erfahrungen mit Vista sind im vergleich zu vielen anderen die Schimpfen sehr gut. In diesen 8 Monaten hab ich weniger Abstuerze erlebt als mit XP in 6 Monaten, selbst auf dem 64Bit System laufen 95-98% der benoetigten Software (was auch CAD und Diverse Spezialsoftware beinhaltet). Was mich aber immer wieder aufregt, sobald etwas schief laeuft sucht man sich zu tode in den Windowseigenen Einstellmoeglichkeiten. Auch was die Kern-Stabilitaet angeht hab ich immer wieder Probleme damit, dass bspw Windows so frei ist, einfach mal den Kontakt zu seinen IDE-Kontrolern zu verlieren, weshalb ist mir relativ unklar und zu solchen Problemen findet man auch in Windows selten eine Antwort. Sicher findet man nach Internetrecherche meist auch eine Moeglichkeit das Problem anzugehen, aber wie nachhaltig das dann ist, darueber mach ich mir mal keine Gedanken.
Zum Thema .Net, Sharp C etc sage ich nur soviel. Ich finde es schade, dass ein Ingenieur, der Chips en koennen soll, an deutschen Unis anfangen muss mit Javaprogrammierung. Sicher ist Java "einfach". Keine Ueberlegung wegen Variablenlaufzeiten etc, gibt ja nen Garbagecollector, aber was bringt mir ein derartiges Vorgehen, wenn ein roher Chip keinen Interpreter hat. An Chips kommt man heute am Sinnvollsten nach wie vor ueber C oder Assembler direkt ran. Ich bin noch nie ein Freund von Interpretierten Sprachen gewesen. Mir fehlt im allgemeinen die Moeglichkeit, das System zu beschleunigen. Auch wenn Interpreterentwicklung sicher einfacher und schneller geht als moderne Compilersprachen zu nutzen, kann ich mit einem universellen C nach wie vor die meisten Dinge erledigen.
Um nun wieder zu Linux zurueck zu kommen, jemand sagte weiter oben, dass fuer ihn Suse kein richtiges Linux ist. Seit wann ist eine Distribution ueberhaupt Linux. Linux bezeichnet von Natur aus nur den Kernel. Suse oder RedHat dagegen sind Software Bundles, die sich Distributionen nennen. Viele haben hier ihre eigenen Paketmanager, die mehr oder weniger zuverlaessig laufen. Ich hab mich selber lang genug in Suse abgemueht um davon nicht auch ein lied singen zu koennen. Ich hab auch lang versucht Vine ordentlich zum Laufen zu bekommen. Wirklich hingehauen hat das erst mit Ubuntu. Mein Problem ist eher, dass die WLan-Geschichte unter keiner Distribution wirklich optimal geloesst ist. Auch hier liegt das Problem wieder im Detail. Sowohl USB-WLan-Adapter, wie PCMPIA oder PCI-Teile werden zu 95% erkannt und auch eingesetzt. Die grosse Sperre fuer Linux ist aber die verschluesselung. Solange ein WLan ungeschuetzt oder im eher schwachen WEP verschluesselt ist, gibt es keine Probleme. Kompliziert wirds mit WPA. WPA ist meines Wissens nach eine von MS entwickelte Verschluesselung, die Lizenziert ist. Folglich kann keine Linuxdistribution diese ab Werk nutzen, oder sie zumindest vorsehen. Es gibt im Internet Anleitungen, wie man die WPA-Verschluesselung unter Linux zum Laufen bekommt, aber nach wie vor ist die Geschichte erstens nicht sonderlich effizient und 2. nicht allzu umfassend dokumentiert. Viele Distributionen liefern inzwischen ein interface namens WPA-Supplicant mit (zumindest Debian tut das in fast allen Unterdistributionen), aber auch die Einstellung ist nicht so ganz einfach.
Allgemein wuerde ich zu Linux sagen, wer Linux auf Windowsstandard will, der greift wirklich zu Suse oder aehnlichen (Ueberfrachteten) Distributionen und bekommt damit beinahe die gleichen Nachteile wie Windows (zum Teil undurchsichtige Systemteile, vorkompilierte und damit meist sinnlos grosse Programmbinaries, etc pp). Wer sich ein wenig Gedanken ueber das System macht, mit dem er arbeiten will, wer auch ein wenig gewillt ist, sich dementsprechend Wissen anzueignen um dem Grundsystem eine eigene Note zu verleihen, der sollte sich an Debian halten. Debian 4 bringt bspw in der kompletten DVD-Variante an die 18000 Pakete mit, die auf 3 DVDs Platz finden. Desweiteren ist Debian fuer ein wenig geuebte Linuxnutzer relativ einfach zu konfigurieren.
Wer aber wirklich ein System haben will, dass an seine Hardware geschweisst ist, der sollte schon excessiven Gebrauch von Makeroutinen (und den daran angeschlossenen Moeglichkeiten zur Einstellung des Compilers gcc) machen. Das beste Binary-System ala Suse bringt mir naemlich nichts, wenn Linux durch diverse Kompromisse beinahe aller seiner Vorteile beraubt wird. Seinen vollen Umfang erreicht Linux wirklich erst, wenn der Kern sich nahtlos in die Prozessorarchitektur und den Rest der Hardware anfuegt. Hierfuer gibt es nur eine Referenz-Distribution namens Gentoo, welche nebenher noch sehr gut dokumentiert ist.
Nebenher, meine Meinung beziehe ich aus dem Umstand, dass ich Elektrotechnik studiere, meine Meinung zu dem Umstand habe, wie Software zu arbeiten hat (auch im Hinblick auf die Hardwarestruktur) und wie man das Gesamtsystem optimieren kann/muss.
Was diverse Windowsstandards wie DX10 oder aehnlichen Kram angeht, im Allgemeinen gibt es Moeglichkeiten, Windowsspiele ohne Emulatoren unter Linux zum Laufen zu bringen, nur ist halt hier jede Installation ein Einzelfall. Und sollte doch etwas nicht zum Laufen zu bewegen sein, dann gibt es Virtuelle Umgebungen ala VMWare oder VBox (letztere ist komplett Freeware) welche bspw bei Debian 4 im Lieferumfang ist um ein Windowssystem in Linux einzubetten. Die Methode halte ich fuer konsistenter als jeden noch so tollen Emulator. Ein virtuelles System laeuft immerhin mit eigenem Ram und eigenem Festplattenanteil.
Wie schon gesagt, das ist meine Meinung. Wer meint, Linux waere heute Benutzerunfreundlich, der hat vor 10 Jahren noch nichts davon gehoert.
Edith:
1.Azmodan, wem die Befehlsauflistungen fuer die Konsole in Linux zu kompliziert und undurchschaubar sind dem kann ich nur "Linux in a Nutshell" ans Herz legen. Mit diesem Buch (man verzeihe mir die Schleichwerbung) erhaelt man eine annaehernd komplette Befehlsreferenz fuer Linux (incl aller optionalen Wahlschalter) fuer den Preis eines durchschnittlich teuren Standardprogramms unter Windows. Dieses Werk setzt einen aber (ein wenig Interesse vorrausgesetzt) in die Lage, mit Linux sinnvoll umzugehen.
2.Wer der Meinung ist, dass Linuxbefehle kompliziert sind, der swoll sich bitte mal die Eigenschaftslisten vieler Systemverknuepfungen in Windows ansehen, diese sind nicht selten genauso mit Schaltern und komplexen Aufrufmethoden fuer Spezialverhalten einiger Programme uebersaeht. (Da es unter Windows aber halt nur beschraenkte Moeglichkeiten auf der visuellen Oberflaeche gibt, wird einem die Nutzung der kompletten Bandbreite eines Systemprogramms normalerweise genommen.)
3.Nun bin ich wirklich fertig.
(FH ruft in Kuerze wieder)