Diskussion

Sebastian_23 hat gesagt.:
Ich bin online,
ich bin so online das mein Avatar mir ähnlicher sieht als mein Spiegelbild,
ich bin so online, ich lach nicht mehr, ich sage "lol",
ich bin so Second Life, dass die Realität bei mir nur zweite Geige spielt,
ich bin so Counter Strike, dass ich gar keine Zeit mehr hab in die Schule zu gehen und Amok zu laufen
jep jep jep
 
^^
Ach deshalb deine Poetische Frage.
Solche Leute können einen schon Leid tun.
Ein Hoch auf die Realität!
 
Andy Strauß hat gesagt.:
Identität

Auf dem Weg von meinem Zimmer in die Küche muss ich über den Wohnungsflur. Die beiden liegen immer noch da, Arm in Arm. Ich streichle beiden kurz durch die Haare und mache ihnen zottelige Frisuren. Dabei verknote ich ihre Haare etwas miteinander, was sie aber nicht stört.



Dann gehe ich weiter in die Küche. Muss mir erstmal das Blut von den Fingern waschen was da von der Haarwuschelaktion drangekommen ist. Dann schaue ich die Küchenschränke und den Kühlschrank durch. Ich hab noch Bohnen, aber die hätte ich gestern in Wasser einlegen müssen wenn ich jetzt Bohnensuppe hätte machen wollen. Toastbrot hab ich auch noch, is aber Schimmel dran, Sandwich ist also auch gestorben. Im Kühlschrank sind noch Eier, aber wie lang sind die schon da? Musste man die nicht in Wasser legen und wenn die Eier dann grün werden, sind sie schlecht? Ach, diese Kochsachen sind so verwirrend, aber ich habe wirklich mehr als nur ein leichtes Hungergefühl.



Am Ende des Monats hab ich irgendwie immer kein Geld und diesen Monat beginnt die „Monatsendphase“ halt schon am 16. Noch 14 Euro für 14 Tage, also genau 1 Euro pro Tag. Da muss man gut überlegen. Dienstags und donnerstags ins Volksküche, also bin ich an 4 von 14 Tagen essenstechnisch versorgt. Da gibt’s zwar nur vegane Sachen, aber diese eine da flirtet immer mit mir. Das mag ich, da schmeckt mir auch ein großer Unkrautsalat mit Yofusoße wenn ich dabei das Gefühl bekomme, gemocht zu werden. In meiner Küche sind nicht mal mehr die Kartoffeln vegan, sie sind schon so alt, dass sie ein Gehirn und Beine haben. Evolution denke ich. Als ich ihre Konsistenz mit meinen Fingern feststellen will, springt eine von ihnen auf und rennt auf den Balkon. Als sie springt kann ich hören, wie sie „Freeeeeeiheeeeeit!“ ruft. Das ist zu viel für den Augenblick und ich fasse den Beschluss, mit dem kochen noch zu warten und erstmal nochmal in mein Zimmer zu gehen. Wieder komme ich im Flur an den beiden vorbei. Die Frisur sieht schon relativ witzig aus, aber ich halte sie noch für verbesserungswürdig.



Ihre braungefärbten Haare lege ich ihr so durchs Gesicht, dass sie ausschaut, als hätte sie einen Bart. Ich sage „Früher war ich Carla, jetzt bin Karl!“ dabei bewege ich mit meinen Fingern ihre Lippen. Ich muss lachen, die beiden nicht. Ich entschliesse mich, ihm einen Ihro zu schneiden, möchte damit aber bis nach den Pro7-News warten. Vielleicht sagen die da ja, das Ihros gerade out sind. Ich bemerkte, dass ich vom vielen Fummeln wieder rote Finger habe und da ich mein Zimmer nicht so versauen will, gehe ich zurück zum Waschbecken in der Küche. Es reicht, wenn ich den Flur streichen muss, mein Zimmer muss da nicht drunter leiden.



Obwohl, meine Zimmerwände sind ja eh rot, wäre also alles halb so wild. Bevor ich meine Finger abspüle, lecke ich kurz zart daran und versuche herauszuschmecken, ob es von ihm oder von ihr ist, komme aber zu keinem Ergebnis. Wo ich nun in der Küche bin, kann ich auch gleich was kochen denke ich und entdecke das Kartoffelpüreepulver. Mist, braucht man Milch für. Aber daran soll es nicht scheitern. Bei uns im Haus woht eine liebe Omi, die gibt mir bestimmt 200ml ab. Also durch den Wohnungsflur an den beiden vorbei in den Hausflur, einen Stock tiefer und bei der alten Dame geklingelt. Mir fällt auf, wie hell der Wohnungsflur durch die vielen Fenster eigentlich ist.



Die alte Dame schaut mich etwas verdutzt an, weil ich nur ein weißes Unterhemd und einen Tigertanga trage, aber ich weis diese Situation geschickt zu entspannen. „Hallo Frau Schellack“ sage ich „sie wissen doch, ich bin arbeitslos.“ Ihre Mimik verändert sich von verdutzt zu verständnisvoll und sie bittet mich ohne weiteres herein. Sie fragt mich nach dem Geschrei, dass sie gestern Abend aus meiner Wohnung vernommen hat und ich entschuldige mich, dass ich zu laut Fernsehen geschaut habe. Dann sage ich ihr, dass ich keine Milch mehr hat. Sie erwidert, dass sich Milch habe. Aber sonst habe sie ja keinen mehr mit dem sie die trinken könne. Ich sitze mittlerweile auf ihrem grünen, staubigen Sofa und schaue mir die Bilder an der Wand an. Die sind alle nicht so schön und Frau Schellack auch nicht. Sie ist sich umziehen gegangen und trägt jetzt ebenfalls einen Tigertange und ein weißes Unterhemd. Sie setzt sich neben mich und schaut mir aus ihrem faltigen Gesicht in die Augen. „Weißt du Lukas“ und während sie jetzt spricht, hat sie Mühe ihre Dritten im Mund zu behalten „ich wäre gerne Du.



Ich habe alle Sachen, die du anziehst, nachgekauft. Ich habe sie gesehen als sie im Trockenkeller hingen.“ Ich nehme sie in den Arm und wische ihr die Tränen aus den Augen. Dann gehe ich mich ebenfalls umziehen, ziehe ihr strenges grünes Kleid und ihre riesige Unterhose an. Mit dem Satz „Hier Lukas, du wolltest Kartoffelpüree machen“ gebe ich ihr die Milch aus dem Kühlschrank. Sie geht nach Oben und ich setze mich ans Fenster um rauszuschauen. Ich rege mich über die Autos auf, die hier in der 30er Zone 50 fahren und rufe den spielenden Kindern zu, dass sie ruhig sein und sich nicht gegenseitig mit Steinen bewerfen sollen. Ich fühle mich sehr einsam und mir fällt auf, dass ich nur meinen Nachnamen kenne. Schellack, Schellack… Ich beschliesse Amanda zu heissen und vermisse meinen verstorbenen Ehemann eine Weile.



Dann denke ich darüber nach, ob ich Lukas vielleicht verärgert habe, weil ich ihm nur fettarme Milch gegeben habe, obwohl auch noch die gute im Kühlschrank steht. Ich bekomme ein schlechtes Gewissen und entschließe mich dazu, es wieder gut zu machen. Ich ziehe meine Pantoffeln an und gehe mit der Milch ein Stockwerk nach oben. Für die 14 Stufen brauche ich 5 Minuten und mir ist kalt. Die Wohnungstür oben ist nur angelehnt und so gehe ich einfach rein. Mir bietet sich ein Bild des Schreckens und ich bekomme fast einen Herzinfarkt. Lukas fühlt sich erwischt, er kniet bei den beiden, die da liegen und füttert sie mit Kartoffelpüree. Das sie nicht mehr leben scheint er trotz des Blutes gar nicht zu verstehen. Er schaut mich an. „Oh mein Gott was habe ich getan?“ ist das letzte was ich von Lukas gehört habe. Bis die Polizei da ist, bleibt er einfach neben den beiden im Blut liegen, mich nehmen sie auch mit. Eine Zeugenaussage kann ich nicht machen, ich weiß einfach nicht mehr, wer ich denn überhaupt bin.
http://www.establishmensch.de/
 
Netter Text. Gibts auf der Seite noch emhr davon? (bin auf Arbeit und könnte mir es erst zu Hause anschauen)
Der Text trifft so fast zu 90% meinen Geschmack und spricht mich sehr an.
Nur denke ich, sollte man ihn unkommentiert so stehen lassen, bevor man anfängt darüber zu debattieren.
 
Es gibt mehr auf der Seite (incl. vernünftige Blogeinträge, Audio und Videos, Termine).
Ich wollt den Text auch nicht zur Diskussion freigeben, sondern einfach zum lesen geben.
 
Anscheinend dürfte dieser lukas seine Eltern getötet haben und während er die Stiege zur Fr. Schellak runtergeht in Gedanken versinken undsich dass alles vorstellen, aber naja ich find die Geschichte krank. Aber perfekt für ein 5-10min Stummvideo in der eine Erzählerstimme die Geschichte erzählt..:suspekt:

*vom Bambi träumt*
 
Naja nicht ganz.
Nur kurz als Gedankenanstoss:
In diesen Zeiten werden Klischees transportiert, die den Menschen hinter den Selbigen
und Selbige vergessen lässt.
In dem Text wird das hervorrangend kommentiert.

PS: + die Einzelschicksale
 
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