Gewissermaßen.
Mein Tag-/Nachtrhythmus ist extrem gestört. Was für andere Leute Tag ist, ist für mich Nacht. Die Verschiebung beträgt ziemlich exakt 10 Stunden, d.h. ziehe von der aktuellen Tageszeit 10 Stunden ab und du weisst, als welche Uhrzeit mein Körper das interpretiert.
Die Arbeit hier fängt um 07:30 Uhr an, das bedeutet für mich umgesetzt 21:30 Uhr.
Und geht bis 16:30 Uhr, wieder für mich umgesetzt 6:30 Uhr.
Dummerweise ist das eben, entgegen der landläufigen Meinung, nicht "einfach nur Gewöhnung" oder "Spinnerei" (in diesem Zusammenhang finde ich bei Wikipedia sehr schön, dass dort darauf hingewiesen wird, dass ein Nacht
mensch definitiv etwas anderes ist als ein Nacht
schwärmer), sondern hängt mit dem Hormonhaushalt und der Reaktion des Nervensystems auf Lichteinfall zusammen. Ich kann mich also nicht mal so schnell nebenbei "umgewöhnen", da die Nachtaktivität in meinen Genen verankert ist, so wie Haarfarbe, Augenfarbe etc. (wird teils in den von mir geposteten Links schön beschrieben). Ich reagiere auf Lichteinfall anders als die meisten Menschen.
Da das Ganze hormongesteuert ist, lässt es sich auch nicht so ohne weiteres beeinflussen. Klar, eine gewisse Verschiebung des Tag-/Nachtrhythmus geht in der Tat mit Übung und Gewöhnung, es wurden schon dauerhaft wirksame Verschiebungen von bis zu 3,5 Stunden geschafft, die (soweit bislang bekannt ist) keine nachteiligen gesundheitlichen Auswirkungen hatten. Leider bringen mir 3,5 Stunden nicht wirklich was.
Das bedeutet, der ideale Job für mich bestünde in permanenter
realer Nachtschicht, die ich persönlich wiederum als ganz normale Tagesarbeit empfinden würde. Rechtlich gesehen hätte ich dann nicht mal Anspruch auf einen Nachtzuschlag.
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Aber nach einigen Jahren Arbeitslosigkeit habe ich die Hoffnung auf einen solchen Job aufgegeben und bei den nächsten Bewerbungen meine Anomalie einfach verschwiegen. Tjo... und damit muss ich jetzt leben, so gut es eben geht.
Was das Anpassen angeht: Das geht eine Zeit lang gut, 1 Jahr, 2 Jahre, evtl. auch etwas länger. Aber irgendwann verlangt der Körper dann einfach sein Recht. Wenn er das nicht bekommt, dann geht es los mit der lustigen bunten Welt der Geisteserkrankungen. Das ist auch der Grund, weshalb so wenige extrem phasenverschobene Menschen überhaupt bekannt sind. Sooo irrsinnig selten ist das Syndrom gar nicht, aber der Großteil der Betroffenen sitzt bereits in der Klappse, wo nur noch die Symptome therapiert werden, aber die Ursache nicht mehr auffällt.