Erstmal möchte ich feststellen, das diese Diskussion sehr interessant ist und ich gespannt auf den weiteren Lauf bin.
Es wurde gefragt, warum man Linux ständig mit Windows vergleichen müsse und Linux kein Multimediasystem sei.
Aber wenn man, wie in diesem Thread, die Frage stellt, warum Linux nur sehr zögerlich Anhänger findet, sind gerade diese zwei Punkte extrem wichtig.
Windows ist immer noch das meistverbreitete System, warum auch immer sei hier mal zweitrangig.
Wenn Linux ähnlich genutzt werden soll, müsste es eben genauso vielseitig und vor allem einfach sein. Ich hab mir mal den Spass gemacht und jemanden, der gerade mal so mit Windows klarkommt, vor eine Suse (die eigentlich noch recht einfach ist) gesetzt.
Der arme Kerl hat es ziemlich schnell aufgegeben.
Auch wenn sich die Eingänglichkeit schon enorm "verbessert" hat, ist Linux immer noch für "Normalnutzer" zu kompliziert. Und das sind nun mal die meisten Computernutzer heutzutage.
Die meisten Nutzer verwenden ihren PC privat für den Multimediagebrauch und wenn der nicht so einfach (und sofort) funktioniert, werden auch keine Nutzer, die eben Multimedia nutzen, ein Linuxsystem verwenden, wenn sie keinen Bedarf für ein anderes System haben.
Zudem wird (fast) jedem verkauftem PC direkt ein Windows auf die Platte geschmissen, und solange es funktioniert und seinen Bedürfnissen entsprechend funktioniert, wird er es (entweder aus Bequemlichkeit oder aus Unwissen) nicht wechseln.
Zu den Fragen, warum alles einfach konfigurierbar sein muss, gibt es inzwischen genug Antworten, weshalb ich nochmals das Beispiel Musik auffasse.
Sicherlich mag es inzwischen auch halbwegs brauchbare "Cubase-ähnliche" Programme geben, die auch von zweifelsohne von guten Programmierern geschrieben werden, aber denen fehlt einfach das Know-How, das sich Steinberg & Co über die Jahre erarbeitet haben.
Zudem müsste man in der Lage sein, die für Windows oder Mac gekauften VST Plugins auch unter Linux zu verwenden.
Dafür gibt es inzwischen zwar einige Lösungen, die meisten davon basieren aber letztendlich auf einer Emulation der eigentlichen Zielsysteme dieser Plugins.
Ich konnte auch herausfinden, dass es ein natives System gibt (FreeST), das aber ein Konfigurationsaufwand ist, den ich mir nur mal aus Interesse an der Sache machen würde, der Musiker, der damit wirklich arbeiten muss, wird sich das nicht antun.
Zudem ist die nächste Frage, ob auch wirklich alles so läuft, wie es soll. Und wenn nicht, wo bekommt man Hilfe? Von den Herstellern sicherlich kaum. Ergo müsste man stundenlang Google und diverse Foren befragen.
Sicherlich keine Alternative.
Zudem geht es hier ja nicht allein um Musik.
Dass es in Zukunft anders aussehen kann, will ich keineswegs bestreiten, gerade die Open Source oder auch die Freeware Community produzieren inzwischen sehr brauchbare Software für viele Betriebssysteme.
Aber gerade Open Source hat ein grosses Problem, sobald man professionell , besser gesagt kommerziell, mit Software arbeitet.
Grosse (kommerzielle) Softwarehersteller bieten Service-, Wartungs-, oder Supportverträge an, wenn es ein Problem mit der Software gibt und beheben dieses auch recht schnell.
Wenn ein User einen Programmfehler hat, kann er sich darauf berufen und bekommt eine schnelle Problemlösung, welche ihm Zeit (und damit Geld) einspart.
Wenn dieser User nun ein Open Source Programm verwendet und ein Fehler auftritt, den er nicht selbst beheben kann, wo geht er dann hin? Zu den Entwicklern? In diverse Foren? Google? Nächste Frage: Kann das Problem
zeitnah behoben werden?
Wenn nicht, hat unser User ein Problem - er kann nicht weiterarbeiten und erwirtschaftet in dieser Zeit im schlimmsten Fall auch kein Geld mehr - das er auch sicher nicht mehr zurückbekommt.
Dies könnte den entsprechenden User über kurz oder lang unwirtschaftlich machen, da er der Konkurrenz zeitlich hinterherhinkt.
Auch die Interoperabilität ist ein gutes Merkmal des Problems.
Geh doch mal mit einer nativen Gimp-Datei in eine Druckerei und lass dir das drucken.
Entweder wird man ausgelacht oder sie stellen fest, dass sie mit dem Format nix anfangen können.
Kommt man dagegen mit einer AI oder PSD Datei oder den gängigen Standardformaten, geht das ruck-zuck und das gewünschte Bild ist gedruckt, wohin auch immer.
Solange man diese gängigen Formate nicht unter Linux erstellen kann (oder solange es keine Plattformunabhängigen, für alle Entwickler offene Standards gobt), wird kein kommerzieller Grafikdesigner ein Linux einsetzen, da er stets Konvertierungen durchführen müsste. Egal wie lange diese dauern, es ist ein Zusatzaufwand, der gerade auf längere Zeit gesehen wieder an der Wirtschaftlichkeit nagt.
Solange man unter Linux nicht "dasselbe" (damit meine ich nicht die Programme, sondern dieselben Ergebnisse mit demselben Aufwand und derselben Simplizität) machen kann, wie mit Windows / Mac, wird dieses System leider nur ein "Spielzeug" für Interessierte sowie ein gutes Serverbetriebssystem bleiben und hat kaum Wachstumspotential auf dem Massenmarkt.
Edit: Sorry, hatte eigentlich nicht vor, so einen Roman zu schreiben