Huhu,
ist das "Leben" nicht einfach ein Begriff, der untrennbar mit "Zeit" verbunden ist?
Ein Leben definiert sich meiner Meinung nach durch Anfang, Zeitraum und Ende.
Ist die Sinnfrage nicht letztlich nur der Ausdruck der eigenen Unfähigkeit, mit Zeitraum und
Ende des eigenen Zeitabschnitts umzugehen? Oder ist sie lediglich Ausdruck der Langeweile,
die entsteht, weil wir Menschen unseren Zeitabschnitt mit Ratio organisieren und so Zeit
sparen, die wir dann nicht anderweitig zu füllen wissen?
Nehmen wir mal als Beispiel die Auswüchse unserer Spaßgesellschaft. Warum braucht ein Mensch
Grenzerfahrungen? Warum muss ein Mensch Achterbahn fahren, Wüsten durchwandern, Horrorfilme
anschauen, Bungee springen, Basejumping machen, usw.?
Ich behaupte, dass es die eigene Unzufriedenheit mit dem Leben in einer geregelten Gesellschaft ist.
Der Ausbruch aus Konventionen, die unserem natürlichen Verhalten widersprechen. Der Mensch hat
sich Regeln auferlegt, um ein geordnetes Zusammenleben zu ermöglichen. Dabei wurden eine große
Zahl von Urinstinkten unterdrückt. Emotionales und spontanes Handeln sind unterdrückt.
Ich nehme hier mal ein paar zugegeben extreme Beispiele:
Stichwort Selbstjustiz: Tötet jemand mein Kind, so ist es mein Urinstinkt, den Täter selbst zu richten.
Stichwort Sexualtrieb: Es ist ja doch eher selten, dass der Mensch bei einem spontanen Verlangen
z.B. in einer Straßenbahn, mitten in einer Fußgängerzone oder auf dem Tisch eines Restaurants
seine
Partner(in) ordentlich poppt.
Was ich damit sagen will, wir bremsen unsere Emotionen in unserem sozialen Umfeld ständig auf
ein durch Konventionen vorgegebenes Maß ein. Dieses zumindest unterbewusst empfundene Defizit
versuchen wir zu kompensieren, indem wir uns auf die Suche nach dem "Sinn" machen. Dabei geht
es eigentlich gar nicht um den "Sinn des Ganzen", sondern lediglich nach dem "Sinn des eigenen
Lebens" im Rahmen des Ganzen.
Fazit:
Ich behaupte, dass ein sinnsuchender Mensch lediglich auf der Suche nach seinem Platz in einem
für seine Anlagen geeigneten gesellschaftlichen Modell ist. Woran liegt es denn, dass sich meist
der rational gebildete Mensch solche Fragen stellt? Ist es nicht letztlich das Übermaß an Vernunft,
das uns grübeln lässt? Ist es nicht vielleicht ein wachsendes Defizit an "emotionaler Bildung", das
uns umtreibt? Wir pflegen einen immensen Individualismus und scheinen das als erstrebenswert zu
empfinden. Familiäre Bindung wird immer mehr in den Hintergrund gestellt. Die Mehrgenerationen-
Familie existiert kaum noch, obwohl wir letztlich doch Herdentiere sind, wie man an den überfüllten
Kneipen, Bistros und Diskotheken jedes Wochenende erkennen kann.
Der Sinn des Lebens ist schlicht all das, was in uns steckt. Wir haben nur verlernt, es zu leben.
Das zumindest ist meine persönliche Meinung.
Gruß
Martin