Ok, natürlich habe ich nicht die gesamte verfügbare Palette aller existierenden Strategietitel durchgespielt, sondern kann mich nur auf die beziehen, die ich kenne.
Aber ich will nochmal präzisieren, was ich meinte:
Hier wurde das Beispiel der Warcraft 3-Orcs erwähnt mit Grunzern und Trollen. Das ist eigentlich genau das, was ich meine. Grunzer und Trolle. Was ist mit Schamanen? Hexendoktoren? Wolfsreitern? Die gibt es zwar, aber sie sind nicht wirklich notwendig. So etwas stört mich halt. Wozu gibt es die Einheiten, wenn man sie nicht braucht?
Dazu wieder zwei Gegenbeispiele, einmal aus Fantasy General (rundenbasiert) und MechCommander (Echtzeit):
Bei FG gibt es leichte Infanterie, schwere Infanterie, Plänkler, Schützen, Artillerie, leichte Kavallerie, schwere Kavallerie, Jäger, Bomber und Zauberer. Und auf keine einzige dieser Gattungen kann man wirklich verzichten. Zum Beispiel ist man schnell versucht zu sagen: Leichte Infanterie? Wat will ich denn damit? Die schwere hält viel mehr aus und haut härter drein. Das stimmt so weit. Aber sobald der erste Sumpf auftaucht, krebsen die schweren Infanteristen mit der Geschwindigkeit einer hochschwangeren Schildkröte vor sich hin, während eine leichte Infanterie mindestens dreimal so schnell wäre und z.B. wichtige Ziele (Resourcenlager) einnehmen und halten könnte, bis die dicken Brocken da sind.
Oder die Plänkler. Leicht gerüstet, können zwar Fernkampf, aber nur über kurze Distanz. Sind da die echten Schützen (besser gerüstet, können auch Flugeinheiten angreifen, greifen über höhere Distanz an) nicht zigmal besser? Nein, sind sie nicht. Denn alle Plänklereinheiten lernen im späteren Verlauf eine Tarnfähigkeit. Und können sich damit unsichtbar bewegen. Die Kombination Schützeneinheit mit davor befindlicher und getarnter Plänklereinheit ist gnadenlos. Der Gegner sieht nur die Schützen, gallopiert mit schwerer Kavallerie drauf los, um die niederzureiten - und auf einmal wird er aus dem Hinterhalt von den Plänklern aufgehalten, angegriffen und dazu kommt noch Unterstützungsfeuer der Schützen. Wären es zwei reine Schützeneinheiten, würden sie einfach überrollt werden.
Bei MechCommander sieht das ähnlich aus. Da gibt es leichte, mittlere, schwere und Assault-Mechs. Wer sich aber eine reine Assault-Einheit aufbaut (maximale Feuerkraft und Panzerung) hat sehr schnell das Nachsehen, wenn Feindeinheiten mit Radarjammer, hoher Beweglichkeit und Sprungfähigkeit angreifen. Die können nämlich locker Guerillataktiken fahren, gegen die sich die schwerfälligen Assaults nur ungenügend wehren können. Da macht es dann sehr viel Sinn, wenn man selber einen leichten Scoutmech mit verbesserten Sensoren hat, der die Feinde frühzeitig ausfindig macht. Blöd halt, daß sich so ein Scout nur sehr schlecht gegen schwerere Gegner wehren kann. Aber dafür gibt es ja immer noch die mittelschweren Mechs, die zwar nicht so viel Schaden anrichten wie größere Maschinen oder so viel aushalten. Dafür können sie aber durchaus von der Geschwindigkeit mit den Scouts mithalten und feindliche Scoutjäger abwehren. Und so ist man wieder gezwungen, sich den Truppenaufbau gut zu überlegen und kann keine Einheit einfach ignorieren.
Ich bin auch ein Fan von gemischten Streitkräften, aber ich bin auch eine faule Sau. Und warum sollte ich mich mit Kombinationsstrategien abmühen, wenn ich den Gegner auch munchkinmässig simpel niederwalzen kann? Ein Strategiespiel wird für mich dann wirklich prickelnd, wenn genau das nicht mehr funktioniert.
Wegen des Handels und der Politik: Ist sicher ein interessanter Aspekt. Aber in einem Echzeitstrategiespiel? Da bin ich normalerweise ständig mit der Verwaltung meiner Resourcen und dem Aufbau meiner Truppen beschäftigt. Wie sollte ich da noch großartig Diplomatie betreiben, die über simpelste Grundlagen hinaus geht? In den Anno-Spielchen ist die Diplomatie ja recht simpel gehalten. Und auch so reicht es schon aus, daß ich deswegen ein oder zwei Freihändleraufträge vergeige, einfach weil ich beim Verhandeln verpennt habe, daß ich noch eine Misson zu erledigen habe.
Bei "Master of Orion 2" war das schon wieder viel schöner gelöst. Da konnte man richtige Bündnisse und Allianzen schließen, den Gegner ausspionieren, einen regelrechten kalten Krieg führen. Aber das war eben auch wieder kein Echtzeitspiel.
Also wenn es sich irgendwie integrieren lässt, habe ich nichts gegen Handel und Diplomatie, nur kann ich mir so etwas in einem Echtzeitstrategiespiel momentan nicht vorstellen. Wenn dann, wie Ex1tus schon sagte, in einem schnuckeligen Aufbauspielchen.
Und was ich mir mal von einer KI wünschen würde, wäre ein Vorgehen der Art:
- Computer rückt mit Minitrupp gegen meine Stellung an.
- Minitrupp wird aufgerieben.
- Computer kommt mit größerem Trupp.
- Größerer Trupp wird aufgerieben.
- Computer schickt Späher um herauszufinden, warum seine Trupps zerstört wurden.
- Computer schickt Saboteure, Spione oder dergleichen und greift meinen Nachschub, meine Resourcen oder meine Verteidigungsanlagen an.
- Computer schickt kurz darauf (aber solange noch seine Saboteure aktiv sind) einen noch größeren Trupp.
Da wär mal Action angesagt.
Und außerdem habe ich auch noch nie erlebt, daß der Computer auf seine Truppen Acht gegeben hätte. Wenn ich die Stellungen des Computers angreife, dann beobachte ich aber genau meine Verluste. Sobald die mir zu hoch werden, breche ich den Angriff ab. Entweder greife ich dann gleich wieder neu an, bevor der Computer sich sammeln konnte, richte wieder ein bißchen Schaden an, ohne selber was zu kassieren und ziehe mich zurück oder ich stocke die Überbleibsel meiner Truppen auf und greife dann erneut an.
Der Computer schickt immer seine Truppen und lässt die so lange gegen mich anrennen, bis sie mit Stumpf und Stiel verreckt sind. Einfach stupide so etwas.