Ich seh das eigentlich auch so, dass Religion etwas völlig anderes ist als der Glaube an einen Gott (oder irgendwas anderes, wie beispielsweise emacs
). Eine Religion setzt normalerweise voraus, dass es eine ganze Gruppe von Menschen gibt, die an ein und dasselbe glaubt und gleiche (oder zumindest ähnliche) Vorstellungen von dem Sinn dieses Glaubens hat. Allerdings sind die Grundlagen dieser Religionen zumeist etwas, worüber man immer wieder streiten kann - ist die Bibel beispielsweise in vielen Punkten Auslegungssache...
Die Vorstellung eines allmächtigen Gottes wie der des Christentums mag zwar in gewisser Weise für einen Christen zu einer Art "Standard" geworden sein, doch gibt es für jeden gläubigen individuelle Unterschiede dessen, womit er sich seinen Gott ausmalt - trotzdem behauptet man, dass man an exakt den gleichen Gott glaubt, wie ein anderer Christ, was IMHO in 99% aller Fälle eine unhaltbare Einstellung ist. Natürlich kann man auch an eine Art Gott glauben, ohne sich dabei einer Religion anzuschliessen. Aber selbst, wenn man an keinen Gott glaubt und sich gegen Religionen auflehnt, weil die Evolution und verschiedene Wissenschaften die Existenz eines Gottes angeblich widerlegt haben, sollte man sich mal Gedanken darüber machen, ob der Glaube an diese Wissenschaften nicht viel eher einer Religion ähnelt als es das Christentum oder der Islam tun.
Die Bibel oder andere Grundlagen, auf die sich einige Religionen berufen mögen zwar in den Details albern und schwachsinnig erscheinen. Wenn man das ganze aber als eine Sammlung von Metaphern und abstrakten Theorien ansieht, kommt man teilweise doch relativ nahe an die Realität.
Ich persönlich glaube auch nicht daran, dass es einen Gott gibt, wie er von bestimmten Religionen immer wieder dargestellt wird, sondern ebenfalls eher an die Evolution. Aber wenn die Geschichte mit dem Urknall stimmt, schliesst das die Existenz von irgendeiner anderen "Intelligenz", auf deren Mist die Entwicklung der Menschheit gewachsen ist, absolut nicht aus. Die Schöpfungsgeschichte aus der Bibel beschreibt, wie Gott in 7 Tagen "das Leben, das Universum und den ganzen Rest" (TM) geschaffen hat. Wenn man die einzelnen Tage jetzt einfach mal durch ein paar Milliarden Jahre ersetzt und anstelle des Lehmklumpens, aus dem die Menschen geschaffen wurden, ein paar Eiweiss-Verbindungen nimmt, kommt das teilweise doch schon irgendwie hin.
Was ich damit sagen will ist, dass eine Glaubensgrundlage wie die Bibel nicht unbedingt "absoluter Schwachsinn" oder die "absolute Wahrheit" ist, sondern einfach nur eine etwas ungenaue Erklärung dessen, was die Menschen zu der Zeit nicht genauer erklären konnten. Und von einem etwas entfernteren Standpunkt betrachtet tritt IMHO sinngemäss das gleiche auf, wie die heutigen Erkenntnisse über Urknall und Evolution.
Zum anderen sollte man auch etwas Abstand davon nehmen, Einrichtungen, die sich selbst auf einen Glauben oder eine Glaubensgrundlage berufen, mit dem Glauben selbst in eine Schublade zu stecken. Die (katholische) Kirche hat viel Mist gebaut, aber das bedeutet nicht zwingend, dass das gesamte Christentum - grob gesagt - total für'n ist. , Bush und ein paar andere durchgeknallte Terroristen nehmen irgendwelche Götter immer wieder gerne als Rechtfertigung für ihre eigenen Handlungen.
Religion ist IMHO eine Zusammenfassung dessen, was sowohl zum Wohle der Menschen genutzt als auch zur Unterdrückung bzw. Diskriminierung von ethnischen Gruppen und Durchführung von Kriegen missbraucht werden kann. Der Glaube an irgendetwas - unabhängig davon, ob das nun ein Gott, eine Wissenschaft, eine einzelne Theorie oder von mir aus auch emacs ist - wird von jedem Menschen gebraucht und wird auch niemandem wehtun, solange man in seinem Glauben tolerant anderen Einstellungen gegenüber bleibt. Schliessen sich mehrere Glaubensfanatiker zu einer Glaubensgemeinschaft zusammen und begründen damit eine Religion, dann besteht eher die Gefahr, dass eine fanatische Gruppe entsteht, die sich blind gegen andere Meinungen wehrt und alle anderen Erkenntnisse als falsch oder Teufelswerk ablehnt.
Nur meine Meinung...
PS: Wo wir gerade bei Religionen sind.... wo steckt eigentlich Matt? Würd mich mal interessieren, was er dazu zu sagen hat.
@Johannes: Sorry, das mit emacs musste einfach sein.