Gut, ich habe gerade etwas Zeit, da schreibe ich mal wieder eine der berüchtigten Kaprolactam'schen Begriffsklärungen
Was ist überhaupt Farbtemparatur?
Die Grundlage bildet die Erkenntnis, daß weißes Licht mitnichten immer gleich weißes Licht ist. Wie ich neulich geschrieben habe,
addieren sich die drei Grundfarben (bzw. in der Natur mehr oder weniger das gesamte Farbspektrum) zu weißem Licht.
Je nach der jeweiligen Lichtquelle ist aber die Zusammensetzung aus den jeweiligen Spektralanteilen unterschiedlich, jedoch ohne daß wir mit unseren adaptierenden (dazu komme ich später noch) Sehwerkzeugen einen Farbstich wahrnehmen.
Im Gegensatz zur Farbtemperaturangabe wird Licht mit viel Rotanteil aber als
warmfarbig bezeichnet, während Licht mit starkem Blauanteil als
kaltfarbig bezeichnet wird.
Soweit so gut. Für die professionelle Filmtechnik ist das aber viel zu ungenau, denn auf Filmmaterial kommt es sofort zu unerwünschten Farbstichen, weshalb eine Maßzahl her mußte.
Aber woher nehmen wenn nicht stehlen?
Als Referenzobjekt dient hier ein komplett schwarzer Körper der absolut kein Licht reflektiert. Das ist natürlich rein illusorisch, kein Material absorbiert 100% des auftreffenden Lichts, aber es geht hier um ein Gedankenmodell. Diesen schwarzen Körper heizen wir jetzt auf. Wie z.B. glühendes Metall wird der Körper zuerst rot, dann orange bis gelb und schließlich weißglühend. Bei einer Temperatur von 2500° C hat man ungefähr die Lichttermperatur einer Glühbirne 2500° entsprechen 2773 K (rein rechnerisch sind die Kelvin-Werte die Temperatur in Grad vom absoluten Nullpunkt aus gemessen). Mittleres Tageslicht hat ca. 5500 Kelvin, pralles Sonnenlicht hat ca 8000K. Je weiter wir unseren Körper erhitzen, desto größer wird der Blauanteil im Spektralgemisch. Wer (vielleicht in der Physiksammlung in der Schule) zugriff auf ein Prisma hat, kann mal spaßeshalber Tages- Sonnen und Kunstlicht damit in die Spektralfarben aufspalten und die jeweiligen Anteile vergleichen.
Ein interessanter Aspekt ist dabei auch, daß das Tageslicht, je flacher die Sonne steht, eine immer geringere Farbtemperatur aufweist. Das ist an sich klar, weil es ja immer roter wird, dies ist der Fall weil die kurzwellige (blaue) Strahlung auf ihrem durch den flachen Sonnenstand viel weiteren Weg durch die Atmosphäre abgelenkt wird, und somit an Orten an denen die Sonne steiler steht, für einen schönen blauen Himmel sorgt. Dementsprechend hat dieses Himmelsblau auch eine Farbtemparatur von bis zu 18000 K, weil ja die Rotanteile woanders für den Sonnenauf- oder Untergang mit schlappen 4000 K sorgen müssen.
Wenn wir also unseren hypothetischen Körper richtig richtig heiß machen, dann wird er irgendwann sogar blauglühend, auch wenn man sowas in der Realität eher selten sieht.
Was heißt das jetzt für unseren Monitor?
6500K sind im allgemeinen günstiger, weil die Farbtemperatur eher dem Umgebungslicht entspricht als die 9300K. Schließlich hat eine Halogenbirne auch nur 3400K Lichttemperatur. Das heißt jetzt aber nicht, daß man wenn der Monitor die Möglichkeit dazu bietet, die Farbtemperatur auf 3400K runterdrücken sollte, das funktioniert dann wieder nicht mit der Phosphormaske des Bildschirms und die Farben werden total komisch.
Wenn man jetzt die Temperatur verstellt, wird es einem erstmal sehr komisch vorkommen, das Gefühl legt sich aber nach spätestens 10 Minuten, da die Augen in der Lage sind sehr schnell einen Farbstich auszugleichen, und uns das auch nur im Direktvergleich auffällt. Geh einfach für 10 Minuten vom Compi weg und wenn du wiederkommst merkst du garantiert nix mehr davon.
Es empfiehlt sich auf jeden Fall, entweder 9300 oder 6500 K Farbtemperatur einzustellen, da die gängigen Farbkalibrierungsmethoden nur diese beiden Fälle berücksichtigen.
Ich hoffe das beantwortet deine Frage
Kaprolactam