Die neueren Browser ermöglichen es uns Webdesignern, unsere eigenen Schriften einzubinden. Wird also eine Seite mit eingebundener externer Schriftart aufgerufen, so lädt der Browser einfach die passende Schriftartdatei herunter.
Netscape vs Microsoft
In der Theorie ziemlich einfach, die Praxis wieder einmal unnötig kompliziert: wie üblich haben Microsoft und Netscape verschiedene Ansätze zum Schriftart-Download implementiert.
Der Microsoft-Ansatz
Microsofts Lösung heißt "Embedded OpenType". OpenType-Schriftart-Dateien lassen sich mit dem Tool WEFT erstellen, ebenfalls von Microsoft. "Erstellen" bedeutet hier, dass bestehende Schriftart-Dateien in das neue Format konvertiert werden.
WEFT in der Praxis
Will man WEFT verwenden, so erstellt man zunächst seine Internet-Seiten. Soll eine Nicht-Standard-Schriftart verwendet werden, setzt man sie einfach ein, indem man das FONT-Tag oder CSS benutzt. Dass diese HTML-Dateien zunächst nur auf dem Computer des Webdesigners korrekt dargestellt werden, ist logisch.
Anschließend startet man WEFT und gibt den Pfad zum Speicherort der vorher angelegten HTML-Dateien an. Das Tool analysiert daraufhin die angegebene Datei. Enthält die Datei Links, wird WEFT standardmäßig auch die Dateien analysieren, zu denen die Links verweisen.
Nach der Analyse wird ein Bericht angezeigt: welche Schriftarten müssen konvertiert werden, welche Schriftarten dürfen (Schriftart-Dateien enthalten Copyright-Informationen) überhaupt konvertiert werden? Will man Speicherplatz sparen, so lassen sich auch bestimmte Zeichen von der Konvertierung ausschließen.
Bevor die Konvertierung gestartet werden kann, müssen zunächst noch einige Angaben gemacht werden, u.a. die zukünftige URL der Font-Datei. Dann schließlich ist WEFT bereit, die Schriftartdatei zu konvertieren und die zuvor analysierten HTML-Dateien entsprechend zu modifizieren. Das Tool verändert also Ihre Dateien, ein vorheriges Backup ist daher auf jeden Fall empfehlenswert!
Ist die Modifikation der HTML-Dateien abgeschlossen, ist noch ein wenig Handarbeit in den Dateien nötig: sehen Sie sich den CSS-Code an und überprüfen bzw. ändern Sie den Pfad zur Font-Datei. Höchstwahrscheinlich werden die Dateien noch Fragmente wie file:// enthalten, die sich auf die lokale Platte beziehen und damit natürlich Web-untauglich sind. Ein
http://www.xyz.de/fonts/abc.eot sollte dagegen z.B. problemlos funktionieren.
Nachteile von WEFT
Der Internet Explorer unterstützt Embedded OpenType seit der Version 4.01. Obwohl man damit schon einen stattlichen Anteil der Benutzer erreicht, bleiben z.B. alle Opera- und Netscape-User außen vor.
Netscapes Ansatz
Netscape und die Firma Bitstream haben das TrueDoc-Format entwickelt. Will man eine bestehende Schriftart in dieses Format konvertieren, benötigt man zunächst ein passendes Tool. Leider sind die derzeit existierenden Lösungen kostenpflichtig, glücklicherweise jedoch stellen die Hersteller Bitstream und HexMac Demo-Versionen bereit.
Das Bitstream-Tool in der Praxis
Die Prozedur ähnelt stark der Verwendung von WEFT: zunächst wird ein Font zur Konvertierung ausgewählt, dann müssen die zukünftigen URLs der TrueDoc-Datei angegeben werden, um Font-Klau zu verhindern.
Nach der Konvertierung existiert in dem Verzeichnis, das als Speicherort der TrueDoc-Datei angegeben wurde, eine ReadMe-Datei. Sie enthält relevante Informationen zur gerade erfolgten Konvertierung.
Nun kann man seinen HTML-Code anpassen, indem man einfach diesen Code zwischen <head> und </head> einfügt:
Code:
<LINK REL=fontdef SRC="tempus.pfr">
<SCRIPT SRC="http://www.bitstream.com/wfplayer/tdserver.js" TYPE="text/javascript"></SCRIPT>
<LINK>
Im Rest der HTML-Datei kann dann die eingebundene Schriftart angegeben werden, z.B. mit dem FONT-Tag.
Vorteile von TrueDoc
Der große Vorteil von TrueDoc: es funktioniert nicht nur mit dem Netscape Navigator ab Version 4, auch IE-User sind nach dem Download eines ca. 60 KB großen ActiveX-Plugins nicht ausgeschlossen. Der Nachteil: auf Mac-Rechnern funktioniert ActiveX prinzipiell nicht, daher können Mac-User, die mit dem IE surfen, mit TrueDoc-Schriftarten nichts anfangen.
Fazit
TrueDoc ist im Vergleich zu Embedded Open Type eindeutig die bessere Lösung, schon allein deswegen, weil TrueDoc sowohl mit dem IE als auch mit dem NN kompatibel ist. Nachteil: Macintosh IE-User gehen leer aus. Wenn Ihre Zielgruppe zu großen Teilen aus Mac-Usern besteht, binden Sie einfach TrueDoc und EOT gleichzeitig ein:
Code:
<LINK REL=fontdef SRC="abc.pfr">
<LINK>
<STYLE TYPE="text/css">
<!--
@font-face {
font-family: 'AWDFONT';
font-style: normal;
font-weight: normal;
src: url(abc.eot);
}
-->
</STYLE>